Eine Veranstaltung in Kooperation zwischen der Hellen Panke und dem Afrikahaus, live, vor Publikum im Afrikahaus.
Michael Ruf, Regisseur und Autor der „MITTELMEER-MONOLOGE“ begrüßt das Publikum. Er erläutert sein Vorgehen: Mit Personen, die bei ihrer Flucht über das Mittelmeer in Seenot gerieten und Helfern der Seenotrettung hat er ausführliche Interviews geführt und diese zu originalgetreuen Texten zusammengestellt. Daraus resultieren die „Monologe“, die von möglichst von ortsansässigen Schauspielern vorgetragen werden. Im Afrika-Haus stehen heute zwei Schauspieler*innen auf der Bühne.
Gesprochen wird der Text von Naomi aus Kamerun, die ihre Tochter vor Genitalverstümmelung gerettet hat und aus Furcht vor der Rache ihrer Angehörigen aus Kamerun fliehen musste. Sie verliert ihre Tochter, als das überfüllte Boot auf dem Mittelmeer in Seenot geriet. Sie wird gerettet, die Tochter ertrinkt, als Überlebende ist sie bis heute traumatisiert.
Außerdem kommt Joi, ein Seenotretter, zu Wort. Er beschreibt den Druck und die Verantwortung die auf den Besatzungen der Rettungsschiffe liegt. Die Angst in der unübersichtlichen Situation der Rettung Fehler zu begehen, Fehler die auf Entscheidungen beruhen, die schnell getroffen werden müssen und deren Folgen in diesem Moment nicht wirklich absehbar sind. Er beschreibt das unmenschliche Vorgehen der lybischen Küstenwache und die Untätigkeit der offiziellen Stellen.
Die MITTELMEER-MONOLOGE sind dokumentarisches, wortgetreues Theater. Dadurch werden reale Fälle der Seenotrettung rekonstruiert, erzählt wird aus der Perspektive von Betroffenen und Aktivist*Innen.
Im Anschluss an das Theaterstück gibt es eine Podiumsdiskussion. Sie wird durch Freweyni Habtemariam moderiert, die als Dolmetcherin für Geflüchtete eine Unzahl von ähnlichen Geschichten erzählen könnte. Als Gäste begrüßt sie Abou Bakar Sidibe, der von einem dänischen Team an der Grenze zwischen Marokko und Spanien eine Kamera in die Hand gedrückt bekam, um das Schicksal der seiner Leidensgenossinnen und -genossen zu dokumentieren. Er blieb dabei und filmt noch heute. Er beschreibt das mühsame Ankommen in Deutschland und die besonders schwierige Situation der Geflüchteten aus Westafrika. Zweiter Gast auf dem Podium ist Belinda Hampe, die als Sozialpädagogin in einem Wohnheim für Flüchtlinge gearbeitet hat. Sie weist auf die äußerst schwierigen Wohnverhältnisse in den Heimen hin, die kaum Privatsphäre zulassen und eine Aufarbeitung des Erlebten verunmöglichen.